Ready-made: (engl. »gebrauchsfertig« [sc. zu kaufen]), das: industriell und serienmäßig gefertigter Gegenstand, den ein Künstler durch Signatur zum Kunstwerk erklärt. – Das ~ kann unverändert bleiben oder durch geringfügige Manipulation (Umdrehen, Montieren auf einen Sockel) so präsentiert werden, daß es erst auf den zweiten Blick zu erkennen ist; es darf aber nicht durch irgendwelche gezielten Eingriffe, etwa Bemalen, Verbiegen, Löten usw. bearbeitet werden, da es dann sein Wesen als »~« verlöre. – Mit dem ~ wird der Fetisch-Charakter der Kunst als gesellschaftliche Konvention bloßgestellt und angegriffen; zugleich aber nimmt die Kunst damit den Fehdehandschuh der Religion auf, da sie eine bewußte und genaue Analogie zu den Reliquien bzw. »geweihten« Gegenständen des Katholizismus und Buddhismus herstellt (»segnen« und »signieren« sind etymologisch identisch [»ein Zeichen darübermachen«, von lat. signum »Zeichen«]; wesentlich ist in beiden Fällen, wodurch der Fetischcharakter des in Wahrheit unveränderten »Produkts« zustande kommt, nur die Person des Ausführenden, also des »Künstlers« resp. des »Heiligen« oder dessen ebenfalls fetischisierter Stellvertreter). Deshalb ist maximale Banalität und Unpersönlichkeit der zu ~s ernannten Gegenstände wichtig.
     Verwandt mit ~s sind gar nicht oder wenig veränderte Gegenstände, die durch ihre eigenen Qualitäten oder deren Verbindung mit ihrer aufwandsarmen und leicht durchführbaren Bearbeitung in Verbindung mit einem Titel einen spezifischen Inhalt, meist in der Art der Pointe eines Witzes, transportieren können. Sowohl Marcel Duchamp, der Erfinder des ~s in Sache und Begriff, wie insbesondere Man Ray, haben solche Gegenstände hergestellt oder verwendet; viele analoge Schöpfungen weniger bekannter Urheber finden sich im »Karl-Valentin-Musäum« im Münchner Isartor, dessen »Brett« übrigens ein echtes ~ darstellt. Bei weiterer Bearbeitung wird der Übergang zum Objet trouvé fließend.

 

Literatur: Calvin Tomkins, Marcel Duchamp, Zweitausendeins, 2002; F.E. Hoevels, Marcel Duchamp, Ketzerbriefe 107, Freiburg 2002

 
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