Suggestion: (von lat. suggẹrere »unterschieben, unterjubeln«): absichtliche Beeinflussung von Menschen mit gewaltlosen und indirekten Mitteln, welche von diesen nicht oder nur unklar wahrgenommen wird. 
     Die Gewaltlosigkeit der angewandten Mittel schließt die gewaltsame Herstellung der Situation, in der sie angewandt werden, nicht aus; wichtig bleibt immer der indirekte Charakter der ~, welcher sie einerseits von der einfachen Täuschung oder Lüge unterscheidet, andererseits über ihren Erfolg entscheidet: wird eine ~ vom Zielobjekt sowohl hinsichtlich ihrer Mittel wie ihrer Absicht erkannt, bleibt sie wirkungslos. Das Ausmaß der Wahrscheinlichkeit, mit welcher ~ bei einer bestimmten Person Erfolg haben wird, wird als die Suggestibilität dieser Person bezeichnet. Ein Verhalten, das auf ~ abzielt, wird suggestiv genannt. (So ist z.B. eine Frage, die verdeckt auf eine vom Fragenden gewünschte Antwort hinlenkt, eine Suggestivfrage. Die Unterdrückung von Suggestivfragen in Verhören, Ermittlungen u.ä., aber auch Volksbefragungen, kann als Diagnostikum eines Rechtsstaates gelten.) Eine besonders intensive Form der ~ ist die Hypnose; der Übergang ist fließend.
     Die Suggestibilität der Individuen ist variabel, je nach Situation auch des gleichen Individuums; sie wird hauptsächlich durch Erfahrung, insbesondere durch zwecks Erlangung von Übersicht bewußt verarbeitete Erfahrung verringert. Deshalb ist die Suggestibilität von Kindern meist höher als von Erwachsenen, von Ungebildeten höher als von Gebildeten. Das beste Präventionsmittel gegen ~ scheint eine möglichst umfassende und frühzeitige, selbständig angestrebte und durch direkte praktische Erfahrung gestützte naturwissenschaftliche Bildung zu sein; sie wirkt aber keineswegs zuverlässig und lückenlos in diesem Sinne. Entscheidend für den möglichst häufigen Mißerfolg der ~ ist das, was die Psychoanalyse »Ichstärke« nennt; diese wird durch die beschriebene naturwissenschaftliche (sowie historische und sprachlich-grammatische) Bildung sehr gestärkt, kann aber auch anders zustande kommen (z.B. durch häufige oder besonders durchschlagende praktische Erfolge durch Ichleistungen in möglichst früher Zeit) und außerdem lückenhaft bleiben.
     Alles Subjektive kann durch ~ beeinflußt werden: Wahrnehmung, Wahrnehmungsverarbeitung (bes. in Erinnerung und Bewertung), Empfinden und Verhalten. Die Erklärung dieser Wirkung kann restlos sowohl durch die Lerntheorie wie insbesondere die klassische Psychoanalyse Freuds geleistet werden. Folgen wirksam gewordener ~ sind insbesondere Prozesse der KDR. Die psychoanalytische Erklärung des Erfolgs von ~ besteht hauptsächlich darin, daß es dem Suggerierenden gelingt, durch Wortwahl, Auftreten, Tonfall usw. eine Übertragung zu provozieren (lerntheoretisch: an in mit aversiven Inhalten verbundenen Schwächesituationen gesetzten Kontingenzen anzuknüpfen). »Der Hypnotiseur setzt sich an die Stelle des Überichs des Hypnotisierten« (Freud). Allgemein gesprochen, können bedeutendere ~en nur erfolgreich sein, wenn sie an das Überich ihrer Zielperson »andocken«; sie benötigen zur Erreichung des gleichen Ziels andernfalls eines erheblichen Zusatzes bewußter Täuschung.
     Mittel der ~ sind neben Tonfall, Wortwahl usw. auf breiterer Basis vor allem Töne und Bilder (z.B. Ikonen oder Fernsehen), ebenso deren Lautstärke, Größe und Häufigkeit. An dieser Stelle vermischt sich gewöhnlich die ~ mit der Dressur; ihre spezifische Technik bleibt jedoch erhalten.


 
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