umstritten: (engl. controversial): ein Wort der Presse- und Propagandasprache. Es bedeutet dann: »Person oder Lehre, die den Machträgern unwillkommen ist, aber außerhalb derselben über wahrnehmbare Verteidiger verfügt« – Das Wort wird nur für Personen oder Lehren verwendet, deren Bekämpfung oder Vernichtung von den Machtträgern zwar als wünschenswert, aber nicht als vorrangig betrachtet wird (in letzterem Fall wird diese offen durchgeführt). Es signalisiert Personen, die an den Staatsapparat gebunden sind oder in diesem aufsteigen wollen, die mit ihm stigmatisierten Objekte nicht geradlinig verteidigen zu sollen, am besten aber, sich von ihnen zu distanzieren. Ferner verheißt es gesellschaftlichen Schutz auch für grobe und unsachliche Angriffe auf die solcherart bezeichneten Personen oder Lehren, im Gegensatz zu anderen, welche entweder unbefangen diskutiert werden dürfen oder aber »differenziert« zu sehen seien, d.h. nicht konsequent kritisiert werden sollen. Die mit dem Worte »~« bezweckte Suggestion liegt darin, die Vorstellung von Waffengleichheit zwischen Angreifern und Verteidigern einer Person oder Sache nahezulegen, wo diese nicht vorliegt, um die Machtgebundenheit der jeweiligen Parteinahme zu vertuschen oder zu leugnen.
     Ursprünglich wurde das Wort im neutralen Sinne verwendet; es bezeichnete dann eine Sache (auch einen Ort im Kriege), über welche die Entscheidung zwischen zwei beteiligten Seiten noch nicht gefallen war. Handelte es sich um eine Lehre, insbesondere wissenschaftlicher Art, so bedeutete es, daß über deren Gültigkeit noch keine Entscheidung getroffen war, der sich vernünftige Beobachter ohne Schwierigkeiten anschließen konnten, während sie zugleich ernstzunehmende bzw. von der sachlichen Kompetenz her als fähig betrachtete Befürworter wie Kritiker aufwies. Diese Bedeutung ist seit ca. 20 Jahren in der Presse u.ä. Medien sehr selten geworden und durch die obige verdrängt.


 
Ahrimans VolksEnzyklopädie
© By courtesy of Ahriman