ursprüngliche Akkumulation: die allmähliche Anhäufung (lat. accumulatio von cumulus »Haufen«) beweglicher Produktionsmittel, welche Durchbruch und danach gesellschaftliche Dominanz der  kapitalistischen Produktionsweise ermöglichte (von K. Marx geprägter Begriff).
     Die unbeweglichen Produktionsmittel (also die landwirtschaftlich nutzbaren Flächen) waren schon längst (in so gut wie ganz Europa etwa seit der Völkerwanderung) in den Händen von Großgrundbesitzern konzentriert worden, deren ökonomische Macht aber ihnen selbst ebenso wie dem Rest als Folge ihrer politischen Macht erschien; sie waren aus Sippenoberhäuptern hervorgegangen, ihre feudalen Besitztitel also sekundärer Natur. Deren Folge war ein sklavenähnlicher Stand der Bauern, die auf jenen Flächen produktiv tätig waren (Leibeigenschaft in vielen Varianten) sowie eine verhältnismäßig undynamische, nämlich die feudalistische Produktionsweise, in welcher das Mehrprodukt nie oder nur spät und indirekt den Charakter von Mehrwert annahm, d.h. der gewaltsame Weg seiner Aneignung stets wahrnehmbar blieb (und, analog zu unseren Steuern, stets politisch, manchmal religiös, aber nie ökonomisch gerechtfertigt wurde).
     Dagegen blieben die beweglichen Produktionsmittel stets im Besitz der Handwerker, zunächst augenscheinlich ihres geringen Wertes wegen, der ihre Aneignung durch Gewalthaber sinnlos erscheinen ließ. (Besitzt ein Feudalherr nicht nur die Böden, sondern auch die Hacken und Pflüge seiner Bauern, bringt ihm das keinen Vorteil, führt aber, ganz wie bei der echten Sklavenarbeit, zu deren Verwahrlosung und schnellerer Zerstörung und dämpft die Arbeitsmotivation der Leibeigenen zusätzlich. Für die Arbeitswerkzeuge, somit beweglichen Produktionsmittel, leibeigener Gutshandwerker gilt dasselbe. Noch heute gehören Dirigenten oder Konzertunternehmen daher nicht die Instrumente der Musiker.)
     Mit der Konzentration qualifizierter Handwerker in den Städten gelang es diesen schon früh, ihren Leibeigenenstatus loszuwerden und, gemeinsam mit den Fernhändlern, ihren neuen Bürgerstatus zu verteidigen und auszubauen (ein damals auf West- und Mitteleuropa beschränktes Phänomen, das die Besonderheiten der europäischen Geschichte, v.a. Kapitalismus, Aufklärung und Wissenschaft gegenüber jeder anderen erklärt; antike und gleichzeitige indische Parallelen scheiterten aus unterschiedlichen Gründen, die japanische entstand viel später). Gemeinsam mit der Verbesserung ihrer Produktion (z.B. durch längere und intensivere Ausbildung, die zugleich zur wenigstens lokalen Verbreitung und Standardisierung von Erfindungen führte) verbesserten sie auch ihre Produktionsmittel selbst, deren Herstellung folglich mehr Zeit verschlang, sie also immer wertvoller und daher teurer wurden. Erblichkeit und Zunftexklusivität taten ein Übriges, den Besitz dieser Produktionsmittel zunehmend zu erschweren. Damit aber ergab sich eine wachsende Zahl von Menschen, die überhaupt keine Produktionsmittel mehr anwenden konnten (anders als die leibeigenen Bauern also) und daher, wie aus demselben Grunde bis auf den heutigen Tag, dazu erpreßt werden konnten, gegen »verhandelte« Bedingungen (»gegen Lohn«) mit fremden Produktionsmitteln zu produzieren (oder als Almosenempfänger von fremder Gnade zu leben, was heute als »bedingungsloses Grundeinkommen« konzipiert wird). Damit, aber erst damit, wurde die kapitalistische Wirtschaftsform, nämlich die äußerlich gewaltlose Aneignung fremden Mehrprodukts in Gestalt beim Verkauf des Gesamtprodukts realisierten Mehrwerts, möglich und hatte immer weitere Akkumulationen zur Folge (da die Aneignung dieses Mehrwerts den Bau und Besitz immer effizienterer, aber auch entsprechend teurerer Arbeitsmittel bis hin zu »großer Maschinerie« ermöglicht - die sog. »Investition« - und dadurch andere Arbeitsmittel ineffektiv macht, wodurch immer mehr Menschen vom Besitz effizienter Produktionsmittel (also solcher, von welchen mit ihnen erzeugte Produkte auf dem Markt konkurrenzfähig bleiben) ausgeschlossen und damit erpreßbar werden. Mit der seit einigen Jahrzehnten beobachtbaren weltumspannenden Monopolbildung scheint die Serie dieser Akkumulationen nach der ~ und somit die Enteignung fast aller Menschen von wirksamen, zur Selbsterhaltung durch selbstbestimmte Arbeit befähigenden Produktionsmitteln weitestgehend abgeschlossen zu sein.
     Die ~ ist von der Konzentration des Kapitals zu unterscheiden. Geht die ~ oder jede weitere Akkumulation effizienterer Produktionsmittel, folglich auch Ausweitung der Produktion selbst schneller vor sich als das dieses Ergebnis verzehrende Bevölkerungswachstum, so steigt der gesellschaftliche Reichtum (unabhängig von seiner Verteilung, also nicht notwendigerweise auch der durchschnittliche Lebensstandard). Obwohl jede Erhöhung des Wertes von eben dadurch effizienteren Produktionsmitteln zugleich mit der Akkumulation von Wert in deren Gesamtheit führt und damit meist Kapitalkonzentration und dadurch Enteignung von immer mehr »kleinen« Eigentümern bedeutet, ist sie als solche dennoch von ihr zu trennen; Kapitalkonzentration kann auch isoliert von jener Akkumulation auftreten, was sie nach den klassischen Wirtschaftskrisen auch jedesmal tat, und führt dann zu bloßer Umverteilung des gesellschaftlichen Reichtums zu Gunsten der Reichsten, nicht zu dessen Anstieg.
     Ideologen der bestehenden Herrschaft (z.B. Schumpeter) suchen den Begriff der ~ zu verwirren, indem sie den gebieterischen Zwang, mit dem sie durch steigenden Wert der immer effizienteren Produktionsmittel immer mehr Menschen von der Möglichkeit unabhängiger Selbsterhaltung ausschließt und daher von deren persönlichen Qualitäten wie Fleiß, Erfindungsgabe, Intelligenz usw. weitestgehend unabhängig ist, herunterzuspielen, um damit die Ideologie vom „Unternehmergewinn als Lohn für Erfindungsgabe, Organisationstalent und Risikobereitschaft“ abzuschirmen.


 
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